Was ist eigentlich "sinnvolle Vorratshaltung"?
"Vorratshaltung ist sinnvoll, war es im Übrigen immer schon. Aber mit Maß. Hamstern, als werde es nie wieder etwas geben, ist sinnlos und letztlich vollkommen unsolidarisch."
Quelle: Tagesschau
Das waren die Worte von Bundeskanzlerin Angela Merkel am 18. März 2020 als sie endgültig dazu aufrief, das soziale Leben einzuschränken und in nächster Zeit zuhause zu bleiben. Einkaufen gehen für den täglichen Bedarf ist aber auch weiterhin erlaubt.
Was heißt das jetzt aber konkret?
Das werden sich manche sicher fragen. Einerseits darf man nicht hamstern, andererseits soll man aber Vorräte anlegen.
Wie bei so vielem gibt es zwischen dem einen und dem anderen Extrem (Hamsterkauf vs. Kühlschrank leer) noch ganz viele Zwischenstufen, genauso wie es auch nicht nur Schwarz und Weiß, sondern auch ganz viele Grauabstufungen dazwischen gibt.
Das Schwierige ist oft, ein gesundes Maß zwischen den beiden Extremen zu finden, was ich hier gerne mal anhand der Vorratshaltung erklären möchte.
Was schonmal klar ist auf der einen Seite, ist die Tatsache, dass es nicht sinnvoll ist, jetzt loszurennen und sich mit 10 Packungen Toilettenpapier, 20 Packungen Spaghetti und 50 Packungen Tomatensoße einzudecken. So bleibt nämlich nichts mehr für alle anderen, die eigentlich nur je 1 Packung von allen drei Dingen kaufen wollten. Das wäre dann eben sehr unsolidarisch wenn man sich so beim Einkaufen verhält.
Noch dazu werden einem sicher die Spaghetti mit Tomatensoße sehr schnell zu den Ohren raushängen, was nur dazu führt, dass man wieder in den Laden rennt und dann vielleicht versucht 20 Tütensuppen mitzunehmen...
Weshalb ist dieses Verhalten nun unsolidarisch?
Sich solidarisch zu verhalten heißt, dass man seinen Mitmenschen gegenüber rücksichtsvoll verhält. Das bedeutet, dass man nicht nur allein an sich denkt, sondern auch an andere. Für viele mag das selbstveständlich sein, aber auch gerade in einer Krisensituation kann man das vor lauter Angst und Panik mal vergessen.Hier ein kleines, anschauliches Beispiel.
Auch wenn ich selbst gerade großen Hunger habe und alle Tafel meiner Lieblings-Schokolade kaufen möchte, sollte ich doch bedenken, dass auch andere Menschen diese Schokolade gerne essen möchten. Aus diesem Grund kaufe ich nur so viel wie ich benötige, nämlich 1-2 Tafeln, damit auch alle anderen Schokoladenfans auf ihren Genuss kommen und dann nicht nach mir enttäuscht vor dem leeren Regal stehen...
Das andere Extrem...
Auf der anderen Seite ist es aber auch nicht sinnvoll, nur gerade an jetzt und heute zu denken, wenn man jetzt spontan Lust auf Chips und Cola hat und deswegen den nächsten Laden ansteuert und nur diese Dinge besorgt - sprich 1 Packung Chips und eine Flasche Cola. Weil man dann am nächsten Tag wieder da steht und merkt, dass der Kühlschrank leer ist und man nichts zu essen hat, weil auch keinerlei Vorräte vorhanden sind.Also wie stellt man es nun an?
Erstmal den Kopf einschalten und überlegen, wie man mit Köpfchen einkaufen gehen kann, damit man erstens für einen längeren Zeitraum, sagen wir 3-7 Tage Vorräte zuhause hat, die auch gleichzeitig nicht zu schnell schlecht werden.Stellen wir mal ein paar Überlegungen an:
- Welche Gerichte möchte ich in den nächsten 3, 5, 7.. Tagen essen? (Ideen für mögliche Gerichte werden in nächster Zeit noch folgen)- Frühstück und Snacks zwischendurch nicht vergessen.
- Möglichst Gerichte auswählen, die unterschiedliche Grundnahrungsmittel benötigen, es wäre jetzt nicht sinnvoll, sich für 3 verschiedene Nudelgerichte zu entscheiden. Besser ist es, sich für eines mit Nudeln, eines mit Reis, eines mit Kartoffeln, Linsen etc. zu entscheiden
Sagen wir mal, man möchte mal für die nächsten 3 Tage Vorräte einkaufen gehen.
- Welche Mengen müssen wir einkaufen, wenn wir jedes Gericht 1-2x essen möchten?
- Rezepte und Mengen auf einem Blatt Papier notieren
- nächster Schritt sollte sein, herauszufinden, was man davon vielleicht noch auf Vorrat hat. So muss man nicht alles neu einkaufen (das spart nebenbei auch Geld und verhindert, dass Lebensmittel schlecht werden)
- Alle Lebensmittel, die man noch genügend vorrätig hat, können von der Liste gestrichen werden
- für alle weiteren Lebensmittel kann man sich nun einen Einkaufszettel schreiben und damit einkaufen gehen (es ist sinnvoll, die nächstgrößere Packung zu kaufen, wenn man z.B. nur 300g Kartoffeln benötigt, sich für die 1kg Packung zu entscheiden, da Kartoffeln gut gelagert ja sehr viel länger als nur 3-5 Tage halten)
Sinnvolle Lagerhaltung
Zurück vom Einkaufen- wird alles sinnvoll versorgt
- viele Lebensmittel tragen Hinweise auf der Verpackung wie sie gelagert werden sollen, z.B. kühl und trocken, oder im Kühlschrank, Tiefkühlproukte natürlich nur in einem Gefrierfach bzw. Tiefkühltruhe
- Je nach Obst- und Gemüsesorte sollten diese entweder im Gemüsefach des Kühlschranks oder bei Zimmertemperatur (z.B. Orangen, Bananen) gelagert werden
- das mal nur so am Rande (auch dazu gibt es zu einem späteren Zeitpunkt noch mehr)
Hat man nun an alles gedacht und alle notwendigen Lebensmittel zuhause, braucht man die nächsten 3, 5 oder 7 Tage nicht mehr in ein Geschäft rennen und kann seine Zeit zuhause in Ruhe verbringen oder produktiv im Homeoffice arbeiten o.ä. Jetzt muss man nur noch entscheiden, an welchem Tag man welches Gericht kochen und essen möchte :)
Sinnvoll ist diese Art der Vorgehensweise auch, um die Schlangen vor den Supermärkten und an den Kassen zu verkürzen. Dies möchte ich kurz an einem kleinen Gedankenmodell erklären.
Wenn am einem Montag 20% der Menschen in Deutschland sich einen Einkaufszettel wie oben beschrieben schreiben und einkaufen gehen, während wir davon ausgehen, dass die restlichen 80% der Menschen weiterhin zuhause bleiben.
Diese Menschen bleiben somit den Geschäften fern, weil sie noch genügend Vorräte haben, dadurch entspannt sich die Lage in den Geschäften und jeder kann in Ruhe ohne große Wartezeiten einkaufen gehen.
Funktioniert jedenfalls dann, wenn am Tag darauf, dem Dienstag die nächsten 20% mit ihrem Einkaufszettel die Lebensmittel für die nächsten 3, 5, 7 Tage einkaufen gehen, ebenso am Mittwoch, Donnerstag...
Dadurch werden auch die Mitarbeiter in den Supermärkten entlastet, die so mehr Ruhe haben, die Regale wieder aufzufüllen.
Mir ist natürlich bewusst, dass das nur ein Modell ist. Vielleicht hilft es aber dem ein oder anderen zu verstehen, warum es sinnvoll ist, Vorräte für die nächsten Tage anzulegen, und vorausschauendes Einkaufen für sich selbst auch Vorteile bringt.
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